Das monatliche Licht der Hoffnung des Stuttgarter Teams ist an diesem Oktobernachmittag besonders gelungen, da Daniel mit seinen beiden Jungs das erste Mal teilnimmt. Er ist während der diesjährigen Open-Air Tour Mitglied geworden und hat sich entschieden, direkt aktiv in das Vereinsleben einzusteigen. Auch Anne und ich, Hacki, haben unseren Sohn dabei, damit die Wertesozialisation bei der nachwachsenden Generation sinnvoll geprägt wird. Für ihn ist es heute bereits die dritte Aktion mit dem Club.

Aber fangen wir von vorne an. Wie üblich treffen wir, also Thorsten, Marcel, Anne und ich, uns im Parkhaus des Rotebühlplatzes. Daniel stößt mit seinen beiden Jungs ebenfalls dazu. Außerdem ist heute Günni – LdH-Aktivist aus Köln, der mal „bei den Schwaben und Badenern reinschnuppern möchte“ – mit am Start. Nach einer herzlichen Begrüßung der bereits bekannten sowie des langsam Warmwerdens der noch unbekannten Mitglieder starten wir und ziehen mit zwei Bollerwagen – gut gefüllt mit Kleidung und Lebensmitteln – los in Richtung Königstraße.

Auf dem Weg dorthin spricht Marcel einen Passanten an, der ein Gruppenbild von uns machen soll. Beim Anblick der B.O.S.C.-Fahne, die Anne stets mit sich führt, gibt er Marcel das Handy wieder zurück und sagt so etwas wie: „das ist mit meinem Gewissen nicht vereinbar“. Okay, das war wohl nichts, denke ich – dennoch lassen wir uns davon nicht aus dem Konzept bringen und ziehen weiter. Ein kurzes Stück sind wir gegangen, da höre ich, wie ein Mann zu seiner Frau sagt: „Schau mal Onkelz – cool. Muss ich auch mal wieder hören.“ Das nutze ich als Einladung und bitte ihn, ein Gruppenfoto zu machen. Geschafft – Danke. Nebenbei erzählen wir, was es mit der Aktion auf sich hat und er bekundet seine Wertschätzung.

Nun können wir endlich durchstarten und versorgen alle, die wir auf unserem Weg zum Hauptbahnhof in der Königstraße antreffen. Daniel schaut anfangs erst noch zu. Aber schnell hat er es raus und stellt die richtigen Fragen: Möchten Sie einen Kaffee? Brauchst Du was zum Anziehen? Können wir Dir mit irgendwas weiterhelfen? Auch die Kids sind voll dabei, haben die Augen und Ohren offen und helfen beim Kaffeeausschenken oder Essenverteilen.

Wir begegnen uns bereits bekannten Bedürftigen, die sich freuen, uns zu sehen. Ein Herr möchte heute besonders lang reden. Er berichtet, dass er aktuell in einer Notschlafstelle untergekommen ist, dass es jedoch alles nicht so einfach sei. Wir hätten ihn bereits das vierte Mal versorgt und er ist mega happy, dass er uns auch heute wieder antrifft. Er ist schlecht zu Fuß und mit Krücken unterwegs, deshalb packen wir sein „Vesper“ sowie ein T-Shirt in seinen Rucksack. Wir verabschieden uns und nennen ihm den nächsten Termin, an dem wir wieder in Stuttgart unterwegs sind. Möglicherweise treffen wir ihn dann erneut.

Als wir an der Klett-Passage angekommen sind, haben wir bereits sehr viel verteilt. Von den Lunchtüten sind nicht mehr viele übrig. Daher steuern wir direkt die Paulinenbrücke an, wo wir erneut auf eine große Anzahl an Bedürftigen treffen. Sie erkennen uns schnell wieder und freuen sich, dass wir sie nicht vergessen haben. Die Höflichkeit, mit der sie auf uns zukommen und die Dinge entgegennehmen, die wir noch bei uns haben – Dosenfisch, Suppe, Kaffee, Eier, Obst, Süßigkeiten, Getränke, Hygienebeutel, Kleidung – beeindruckt mich jedes Mal. Mittlerweile sind wir auch in der heute neuen Konstellation ein eingespieltes Team, alles läuft reibungslos. Jeder von uns führt Gespräche mit den Leuten „von der Paule“. Marcel hört einem Herrn zu, der davon berichtet, wie er immer wieder in Konflikt mit der Polizei gerät. Dabei ist er anteilnehmend, hört zu und wertet nicht, sodass der Herr all seinen Frust und Kummer bei ihm lassen kann. Ein paar Damen holen sich bei Günni etwas zum Anziehen. Und Thorsten versorgt die Männer, die schlecht zu Fuß sind und auf der Treppe sitzen, indem er ihnen bringt, was wir noch haben und was sie gebrauchen können. Auch der Mann mit dem kranken Bein ist wieder hier. Seit unserer ersten Begegnung vor etwa einem Jahr sieht er wieder viel besser aus. Sein Bein aber ist immer noch nicht ganz gesund. Jedoch kann er laufen und macht im Großen und Ganzen einen guten Eindruck – in Anbetracht seiner Lage.

Nachdem wir in Ruhe alle Gespräche beendet haben und unsere Bollerwagen nahezu leer sind, beschließen wir, unsere Aktion für heute zu beenden. Wir verstauen also unser Equipment in den Autos und gehen dann, wie wir es üblicherweise tun, noch eine Kleinigkeit in einer nahegelegenen Wirtschaft essen. So können wir uns über das Erlebte austauschen, aber auch den „neuen“ Daniel und den „fremden“ Günni besser kennenlernen. Am Ende des Tages steht dann auch bereits fest: Das war nicht die letzte Aktion, an der Daniel sowie Günni in Stuttgart teilnehmen werden, was uns natürlich riesig freut!

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.