Anfang November lassen wir das Licht der Hoffnung endlich auch mal wieder in Essen erstrahlen. Dafür treffen wir, das sind Wolle, Matt, Yvonne, Patrick, Tanja, Thorsten, Benny und ich, Nine, uns in der Parkgarage und packen fröhlich unsere Bollerwagen. Auf dem Weg in Richtung Kennedyplatz stoßen wir auf Manu, die sich klammheimlich auf den Weg gemacht hat, um uns bei unserer Aktion heute zu unterstützen.
Auf unserer üblichen Route ziehen wir durch die Fußgängerzone in Richtung Hauptbahnhof. Unterwegs können wir die ersten Menschen versorgen und ihnen so ein Lächeln ins Gesicht und ein Leuchten in die Augen zaubern. Kurz vorm Bahnhof treffen wir auf einen Mann, der eine Winterjacke benötigt. Leider haben wir nur noch zwei zur Auswahl, die ihm beide nicht passen. Und doch ist der Mann so dankbar – allein für den Versuch, ihm zu helfen, und dafür, dass wir ihn überhaupt wahrgenommen haben. Solche Momente machen etwas mit einem. Sie öffnen einem die Augen: Wir werden nicht jedem helfen können, aber es zu versuchen, ist schon so viel mehr als die alltägliche Ignoranz, die diese Menschen oftmals erfahren.
In der Innenstadt stößt Robin noch zu unserer Aktion dazu. Und auch wenn wir heute weniger Menschen antreffen, gibt es dennoch den ein oder anderen Schlüsselmoment für mich. Zum einen treffen wir auf einen Bedürftigen, den wir bereits aus vorherigen Aktionen kennen. Seiner Aussage nach geht es ihm nicht ganz so schlecht, daher besteht er darauf, uns seine erbettelten Gelder zu geben. Diese Geste, dass jemand, der selbst wenig hat, sein Weniges für andere gibt, die noch weniger haben, berührt mich tief. Außerdem treffen wir auf einen Bedürftigen, der sein gesamtes Hab und Gut in einem Einkaufswagen mit sich führt. Er ist schüchtern und zurückhaltend, sein Erscheinungsbild und diese Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in seinem Gesicht treiben mir kurzfristig die Tränen in die Augen. Auch Patrick nimmt diese Situation sichtlich mit, erinnert ihn der Mann doch an einen Bedürftigen, den er von seinen Aktionen in Dortmund kennt. Das sind Begegnungen, die man nicht so einfach wegsteckt und die einen noch lange beschäftigen können.
Kurz vor der Platte gesellt sich auch Phil zu uns, der sich von der deutschen Bahn und ihren Verspätungen nicht von einer Teilnahme abhalten ließ. Auch auf der Platte ist recht wenig los. Wir treffen jedoch auf den bedürftigen Markus, der einen Onkelz-Schal trägt. Diesen hat er von seinem russischen Freund erhalten, der uns angetroffen hat, als Markus uns verpasste. Stolz erzählt er uns, wie sehr er diesen Schal behütet und achtet. Wir freuen uns, dass wir mit den Merch-Spenden der Onkelz solche Freude verbreiten können.
Auch wenn die Anzahl der zu versorgenden Menschen geringer war als sonst, so hat sich das Elend doch massiv gesteigert. Viele Menschen liegen mit Schlafsäcken auf der Straße und sind vom Leben extrem gezeichnet. Seit unserer letzten Aktion im April hat sich die Situation der Menschen verschlimmert, das macht mich sehr nachdenklich.
Für Yvonne und Tanja war es die erste Aktion im Rahmen dieses Projekts und sie haben diese großartig gemeistert. Wir hoffen, dass wir sie nun häufiger bei unseren guten Taten im Team haben. Den Abend lassen wir heute gemeinsam beim Toxpack-Konzert ausklingen.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.