Unsere normale Route, also die von Henning, René, Christian, Christine, Andreas und mir, Nadine, durch die Innenstadt von Köln, wieder zurück zum Bahnhof sowie in die Nähe einer Obdachloseneinrichtung, bewährt sich auch heute wieder, wobei letztgenannter Standort sich immer mehr zum Highlight entwickelt. Aber auch in der City sind heute einige Erlebnisse dabei, die Erinnerungen hinterlassen, wie zwei Straßenmusiker, die extra für uns ein Lied spielen. Aber auch das ältere Pärchen beim Kaufhof ist wieder superfreundlich und lieb und freut sich einfach über ein paar nette Worte.

Für einen Mann, der verzweifelt nach einer Notschlafstelle sucht, können wir telefonisch leider niemanden erreichen. Glücklicherweise kommt aber jemand von der Bahnhofsmission vorbei und kann der Person möglicherweise weiterhelfen. Sehr positiv fällt nach der Stadttour Christine auf, die sich mit ganzem Herzen um die Terrinenausgabe an der Obdachlosenstelle kümmert – Christine macht Terrine! Ein weiteres Gespräch führen wir mit einem jungen Bedürftigen, der noch einen Kaffee möchte, und uns dafür extra nochmal heißes Wasser besorgt. So freundlich, so respektvoll und hilfsbereit – einfach super!

Eine Begegnung auf dem Rückweg von der Hohen Straße zur Domplatte macht mich sehr nachdenklich. Ein Mann mittleren Alters spricht mich an und fragt, ob er uns einen Kaffee abkaufen dürfe. Als ich erkläre, dass unsere Aktionen eigentlich für bedürftige Menschen stattfinden, sagt er mir, dass dies auf ihn zutrifft. Offensichtlich schaue ich ihn sehr fragend an, denn er sieht auf den ersten Blick gar nicht danach aus, sondern ist sehr gepflegt und auch gut gekleidet. So kommen wir ins Gespräch und er zeigt mir seine ganze Habe, die er in einer blauen Tüte über der Schulter trägt. Er lebt seit 6 Jahren auf der Straße und wird von einer Institution zur nächsten geschickt. Es ist ihm sehr wichtig, dass man ihn nicht als Obdachlosen wahrnimmt, daher achtet er sehr auf sich. Er hat auch schon den ein oder anderen Job angefangen – als man dann aber erfuhr, dass der neue Mitarbeiter ohne Wohnadresse ist, hat man ihn jeweils sofort wieder entlassen. Der Arme kämpft wirklich mit den Tränen, bedankt sich und ist sehr froh, dass wir ihm ein paar Minuten unserer Zeit schenken und ihm zuhören.

Eine weitere Begegnung ist für mich die traurigste. Zwei junge Erwachsene, ich schätze die Jungs auf keinesfalls älter als 18-20 Jahre, reihen sich bei der Obdachloseneinrichtung in die Schlange der Bedürftigen ein, die wir mit Terrinen, Kaffee und Toastbrot versorgen. Die beiden sind, wie eigentlich alle Menschen, denen wir begegnen, sehr freundlich und höflich, zudem sehr schüchtern und zurückhaltend, und wissen nicht so recht, ob sie das, was wir ihnen anbieten, überhaupt nehmen dürfen. Mittlerweile wird es schon dunkler und kälter und ich frage die beiden, wo sie heute Nacht schlafen werden. Sie wissen es noch nicht. Alles, was sie dabeihaben, ist ein Jutebeutel. Den fülle ich dann ordentlich mit Proviant, denn mehr können wir an dieser Stelle leider nicht für sie tun. Die beiden freuen sich: „Da sind wir ja heute zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen! 1000 Dank!“. Weil diese Jungs nicht aussehen, als hätten sie Drogen- oder Alkoholprobleme, zumindest nicht auf den ersten Blick, stelle ich mir die Frage: Scheiße, was ist hier nur passiert? Die beiden tun mir unglaublich leid und ich hoffe wirklich sehr, dass sie ihren Weg finden und es ihnen bald wieder besser gehen wird.

Mit vielen sehr emotionalen Eindrücken und dem Wissen, dass wir sehr privilegiert leben, machen wir uns nach einem gemeinsamen Abendessen mit ein paar Kölsch wieder auf den Heimweg.

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.