Der W ist in der Stadt – Münster wird am Abend des 21. Juli 2023 unter Fangesängen und musikalischen Aphorismen erzittern! Doch zuvor haben sich Chris, Thomas, Kevin und Freundin Melanie sowie Tim mit seiner Freundin Moni das Ziel gesetzt, etwas Hoffnung erleuchten zu lassen. Deshalb treffen sich die Mitglieder des B.O.S.C. gegen 14 Uhr mit ihren gepackten und gut bestückten Bollerwagen am Hinterausgang des Bahnhofs.
Die Gruppe geht zur Überdachung des umgebauten Münsteraner Hauptbahnhofs, da sich dort – zum Schutz vor dem einsetzenden Regen – einige Personen untergestellt haben. Heiko marschiert mit seinem Wagen, der Kaffee und heiße Suppe enthält, direkt voran. Prompt erntet er ein „Danke – Super, dass ihr kommt! Heute hatten wir noch nichts Warmes…“ Das freut uns natürlich, denn so erfahren wir unmittelbar, wie nützlich und sinnhaft unsere regelmäßig und mittlerweile sogar im ganzen Bundesgebiet stattfindenden Aktionen sind.
Kevin beschenkt derweil einen Mann mit einem T-Shirt. Er trägt ein zerlöchertes Hemd am Leib – und so können wir ihn nicht weiterziehen lassen. Der freudvolle Blick, den wir dafür ernten, weckt in uns allen ein Wonnegefühl. Auch hier ist diese wertvolle Sinnhaftigkeit, die so oft Ziel und Zweck menschlichen Strebens ist, mal wieder unmittelbar erlebbar.
Unsere Handlungen bleiben nicht unbemerkt und schon machen sich weitere Menschen auf den Weg zu uns, in der Hoffnung, dass auch sie mit dem Notwendigsten ausgestattet werden. Die Jüngeren unter ihnen fragen uns gleich, in wessen Namen wir agieren. Stolz nennen wir den Böhse Onkelz Social Club. Einer antwortet: „Geile Sache. Die Band hat mir in schweren Zeiten oft Kraft gegeben.“
Sie fragen nun auch noch nach Hygieneartikeln und wir geben, was wir noch übrig haben. Nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns mit einem „Passt auf euch auf“ und ziehen weiter.
Der Regen lässt nach und wir sind gegenüber des Münsteraner Hotspots angekommen: dem bekannten Bremer Platz. Weil dort eine Baustelle ist, müssen sich die Obdachlosen einen anderen Platz suchen. Dieser ist 100 Meter entfernt. Die Stadtverwaltung hat zudem ein Sonnensegel angebracht und Toiletten für die Bedürftigen aufgestellt. Wir sehen schon etwa 30 Menschen, die sich dort versammelt haben.
Wir gehen langsam auf sie zu und bleiben dann am Rand des Platzes stehen. Es dauert nicht lange, bis die ersten Bedürftigen auf uns zukommen. Für den großen Andrang läuft alles sehr geordnet ab. Auffallend ist, dass die Nachfrage nach Frauenkleidung heute sehr hoch ist und so ist unsere mitgebrachte Second-Hand-Kleidung auch schnell verteilt.
Zwischen all dem Ausgeben von Kaffee, Suppe, Kleidung und Hygieneartikeln werden Gespräche geführt – mal motivierend, mal einfühlsam zuhörend, mal mitfühlend und mit der Absicht, etwas Hoffnung geben zu können. Was besonders auffällt: „Neuling“ Melanie schlägt sich souverän und meistert ihre Aufgaben am Wagen mit der Frauenbekleidung mit Bravour. Heiko serviert Kaffee und Suppe, so freundlich und herzlich, als würde er jeden Tag nichts anderes tun. Dabei strahlen seine Stimme und sein gesamtes Verhalten so viel Ruhe aus, dass die Bedürftigen die Nahrungsmittel mit einem Lächeln im Gesicht entgegennehmen.
Kevin kümmert sich derweil um die Wünsche der Männer nach Kleidung. Er ist freundlich, aber bestimmt, wenn es die Situation erfordert. Bei Kleidungsanfragen von Obdachlosen kommt das schon mal vor. Denn nicht immer hat man das Passende dabei, und das birgt die Gefahr der Enttäuschung.
In den letzten beiden Wagen befinden sich Hygieneartikel, abgepackte Nahrungsmittel und Getränke. Auch diese Bollerwagen sind am Ende unserer Aktion – etwa gegen 16:30 Uhr – wie leergefegt. Bevor wir uns aufmachen können, um die Wagen im Auto zu verstauen, kommen noch ein paar Menschen zu uns, die Danke sagen wollen. Dafür, dass wir das tun, was wir tun. Dafür, dass wir uns die Zeit nehmen. Sie wünschen uns einen guten Heimweg – und mit diesen Klängen in den Ohren können wir uns wohlgemut auf den Weg zum Auto machen.
Wir verstauen alles und gehen anschließend essen. Beim gemeinsamen Gespräch lassen wir das soeben Erlebte Revue passieren. Voller positiver Energie machen wir uns dann auf den Weg, um den W live in Münster zu erleben. Und auch in den Texten seiner Lieder finden sich Geschichten wieder, wie wir sie heute von den Menschen auf der Straße gehört haben: Sucht, Depression und andere Schicksalsschläge, die schnell dazu führen können, dass man sich auf den Schattenseiten des Lebens wiederfindet.
Und wie viel Kraft, Mut und Ausdauer es braucht, um sich aus den Fängen solcher Situationen zu befreien! Wie unterstützend kann es dann sein, wenn es Menschen gibt, die da sind und einen Funken Hoffnung versprühen…
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.