Ein sonniger Samstagnachmittag Anfang August in Stuttgart. Das heutige kleine Team um Thorsten und Nila sowie Jens und Anne stellt bei ihrem routinierten Ablaufen der Königstraße schnell fest: Irgendwas ist anders. Im ersten Gespräch mit bedürftigen Personen, das wir auf Englisch führen, wird direkt gesagt: „Please, no police!“ Diesen Worten begegnen wir an diesem Nachmittag häufiger und irgendwann merken wir tatsächlich, dass die Polizeipräsenz um ein Vielfaches höher ist als die Male zuvor.



Unbeeindruckt von den Uniformierten ziehen wir weiter Richtung Hauptbahnhof und Klett-Passage. Wie auch die anderen Male davor ist die Menschenmasse auf der Königstraße groß. Wir ziehen unsere beiden Bollerwagen, die gut gefüllt sind mit Nahrungsmitteln und Getränken sowie Hygieneartikeln und Second Hand Kleidung. Vorbei an Gruppen politisch engagierter Menschen zum Thema Tierschutz oder Frauenrechte im Iran sowie an religiösen Eiferern sowie an anderen Personen, die mit „Free hugs“ aufwarten. Immer wieder sind wir aufs Neue erstaunt darüber, welch geselliges Treiben auf dieser Straße herrscht – und aus der Perspektive anderer reihen wir uns sicherlich ein in die Schar der zuvor genannten. Einfach „Kinder dieser Zeit“, denke ich mir…



Als wir einem Flaschensammler, der in Eile seinen „Job“ erledigt, einen Kaffee anbieten – den er auch dankend annimmt und für eine kurze Zeit sein geschäftiges Treiben unterbricht – gesellen sich wie aus dem Nichts drei weitere Personen zu uns. Erst jetzt erkennen wir ihre Mittellosigkeit. Einer von ihnen bietet eigene Kunstwerke zum Kauf an und als wir am Ende unserer Ausgabe sind, schenkt er uns zum Dank ein selbstgemachtes Hundebild, welches Thorsten dankend annimmt. Sie sind überglücklich über unsere Gaben und ein anderer von ihnen erzählt mir, ebenfalls auf Englisch, dass er seit Jahren hier in Stuttgart auf der Straße lebt und ursprünglich aus Norwegen kommt.



Wir ziehen weiter. Nox und sein Frauchen treffen wir in der Nähe ihres Stammplatzes. Heute erkennt sie uns nicht wieder und es braucht auch eine ganze Weile, bis sie sich an uns erinnert. Sie nimmt gerne und dankend Essen für sich und ihren Hund. Eine andere Frau ist gerade bei ihr, sie macht einen orientierungslosen Eindruck – möchte von uns aber nichts annehmen.



Nach einem kurzen Gespräch gehen wir weiter in die Klett Passage. Dort ist die Polizei bereits anzutreffen. Sie wollen gerade damit anfangen, den Bereich zu räumen. Das hält eine Gruppe von Personen jedoch nicht davon ab, vorher noch das Notwendigste von uns zu bekommen. Nach diesem Trubel gehen wir etwas weiter, in der Hoffnung, weitere Personen anzutreffen. Leider haben wir keinen Erfolg. Die Klett-Passage ist wie leergefegt und in der Hoffnung, anderweitig noch Personen zu treffen, denen wir etwas Gutes tun können, nehmen wir einen anderen Ausgang, um zurück zur Königstraße zu gelangen.



Kurz bevor wir in Richtung Parkhaus abbiegen, treffen wir noch einen älteren Mann. Da wir heute auch Second Hand Merch dabeihaben, bieten wir ihm ein Shirt und eine Cap an, über die er sich wahnsinnig freut. Wir plaudern noch kurz – wer wir sind und was wir tun – und ziehen anschließend von dannen.



Am Ende bleibt unser Fazit, dass heute doch wieder alles anders war als die Male davor – und wir dennoch die Welt einzelner Menschen ein kleines bisschen besser machen konnten – und wenn es nur für diesen einen Augenblick ist!



Und wie wir wissen, ist nach dem LdH immer wieder vor dem LdH: die nächste Stuttgart-Aktion ist am Ende des Tages wieder in der Pipeline.



Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.