„Licht der Hoffnung“ oder kurz LDH: lediglich drei Buchstaben und trotz allem sagen sie so viel aus.



Lichtblicke und Hoffnung schenken.



Hinsehen und nicht wegsehen.



Es bedeutet, gemeinsam etwas bewegen.



Hilfe leisten, wo Hilfe benötigt wird, direkt an der Front, mitten unter uns.

Regelmäßig gehen wir vom B.O.S.C. – Böhse Onkelz Social Club e.V. auf die Straße, um diejenigen Menschen zu sehen, die oft nicht mal eines Blickes gewürdigt werden und doch sind sie, wie wir alle: Menschen.



Um einer gewissen „Betriebsblindheit“ entgegenzuwirken, haben wir den Vorschlag von Matt und Chris umgesetzt und beginnen unsere Tour am sonstigen Ende der Route, dem Stadtgarten, mit vollen Wagen.



Zielsicher steuern wir nun den vereinbarten Treffpunkt an. Mit mittlerweile sehr geübten Handgriffen und Abläufen werden die mitgebrachten Wagen beladen. Da wir bereits im vergangenen Jahr die Vorteile einer „ungefähren Pünktlichkeit “ zu schätzen gelernt haben, wird dies von uns auch diesmal wieder konsequent umgesetzt. Kurz bevor wir unsere Abmarschbereitschaft endgültig herstellen können, klingelt dann mein Handy.



Matt ruft an und wir stellen nun ziemlich schnell fest, dass es wohl um den Stadtgarten herum mehrere Tiefgaragen gibt und wir uns offensichtlich nicht in der gleichen befinden. Doch Profis lassen sich davon nicht abschrecken und in kürzester Zeit finden wir zusammen.



Nach einer fröhlichen Begrüßung, dem obligatorischen Gruppenbild, sowie dem Einsingen des Refrains von „Ich“ (ein aus Hagen importiertes Motivationsritual), starten wir dann unsere Route.



Hierbei bestätigt sich jedoch der Eindruck, den wir auf dem Weg von der Tiefgarage zum Pavillon schon hatten. Außer einigen wenigen Bedürftigen ist es wie leergefegt am sonst vollen Szenetreff.



Zunächst erklären wir uns das mit dem sehr wechselhaften Wetter und vermuten, dass die Leute sich an einem wetterfesteren Ort zurückgezogen haben. Wie wir später erfahren, liegt es einfach daran, dass die Drogenhilfeeinrichtung „Kick“, die unter anderem einen beaufsichtigten Konsumraum betreibt, bis 16.00 Uhr geöffnet hat. Wir sind also trotz akademischen Viertels schlicht und ergreifend zu früh dran. Eine wichtige Info, die für uns ohne den Routenwechsel wahrscheinlich noch länger im Dunkeln geblieben wäre.



Trotz nassen Wetters ziehen wir durch die Fußgängerzone in Richtung Hauptbahnhof weiter. Im Gegensatz zum Stadtpark sind hier sehr viel mehr Bedürftige. Dortmund ist eine sehr große Stadt und es ist trotz allem immer wieder erschreckend, wie hoch die Rate der Obdachlosen und Bedürftigen ist. Einige sprechen uns aktiv an oder winken uns zu, andere sind trotz des Wetters über die Fußgängerzone verteilt anzutreffen. Besonders freut uns – sofern man das überhaupt in diesem Zusammenhang sagen kann – dass wir auch unsere „alte Dame“ wiedergetroffen haben. Wir hatten uns schon ein bisschen Sorgen gemacht. Auch wenn sich ihre Situation scheinbar nicht verbessert hat, weiß man doch, dass sie noch lebt. Es ist erschreckendzu beobachten, wie anteillos die Menschen an ihr vorbei gehen, in einem der reichsten Länder der Welt, als würde eine 85-jährige Frau, bettelnd am Boden, zum selbstverständlichen Stadtbild gehören. Sie ist sehr bescheiden, wenn wir ihr etwas anbieten, nimmt nur das Nötigste an. Wir freuen uns, wenn wir ihr einen Kaffee reichen können. Genug ist es nie, um ihr Leid leichter zu machen, doch ihr Lächeln, das sie uns schenkt, ist voller Emotionen, für uns ein großer Dank, denn wir haben sie gesehen.



Unsere jüngste Begleitung heute, Manuelas Tochter Lara, geht souverän und freundlich auf die Bedürftigen ein und hilft tatkräftig sie zu versorgen.



Am Hauptbahnhof angekommen versorgen wir auch hier Bedürftige. Sicher gibt es unter ihnen auch welche, die betrunken sind und hin und wieder ausfällig werden. Doch gibt es die nicht in jeder Kneipe und auf jedem öffentlichen Fest? Heute sind sie vielleicht etwas „ungenießbar“, doch das nächste Mal sind sie wieder nett. Es sind Menschen, genau wie jeder einzelne von uns, und jeder kann mal schlecht drauf sein, unabhängig davon, ob er obdachlos ist oder nicht. Wir möchten nicht wissen, was in manchen vier Wänden vor sich geht. Wir helfen ohne Vorurteile denen, die unsere Hilfe benötigen und dass ich dazu gehöre, bereichert mein Leben auch sehr.



Ein Teil von uns tritt die Heimreise an. Nicht jeder hat immer so viel Zeit, doch überhaupt dabei zu sein und einen Teil dieser Begegnungen zu erleben, reicht vollkommen aus. Der Rest von uns macht sich auf den Weg zurück zum Stadtpark.



Schon von weitem wird uns zugewunken und es ist viel belebter. Viele kennen uns, mit der Zeit baut man ein Vertrauensverhältnis auf und man hört viele Geschichten, die einen bewegen und mitnehmen in eine Welt, die viele ignorieren und nicht wahrhaben wollen. Einer aus der Gruppe hält uns die Tür vom U-Bahnpavillon auf und begrüßt uns mit „Geil, dass ihr hier seid, als hättet ihr es geahnt.“ Zwar sind wir jetzt nicht wie ursprünglich geplant mit vollen Wagen hier, aber mit der Ausgabe nicht weniger erfolgreich. Es ist immer wieder eine Bereicherung, die Freude in ihren Augen zu sehen, wenn wir erscheinen. Die Freude darüber, dass wir sie sehen, diese Geister der Stadt. Denn so viele Menschen auch durch diese Stadt hetzen, gibt es zu viele Geister, durch die einfach hindurch geblickt wird. Die ignoriert werden, weil sie anders sind und doch gleich, nur dass sie nicht so viel Glück hatten wie manch anderer. Gedanken, die uns immer wieder durch den Kopf fahren, wenn wir eine Tour zu ihnen machen. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf eine Gruppe, die sich in einem Hauseingang vor dem Wetter in Sicherheit gebracht hat. Auch wenn wir schon nass bis auf die Haut sind, nehmen wir uns die Zeit, ein kleines Licht zu schenken.



Es ist eine unterm Strich sehr erfolgreiche Aktion mit vielen neuen Eindrücken, Erkenntnissen und einem super Team. Das LdH hat auch eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit hier ist. Das wird auch von der Mehrheit der Bedürftigen deutlich zum Ausdruck gebracht.



Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.