Bei wechselhaftem Wetter kommen Manu und ich, Tobi, gegen 13 Uhr in Hannover an. Nachdem wir unsere beiden Bollerwagen gepackt haben, gehen wir los und beschließen, den Bahnhof erst einmal links liegen zu lassen und in Richtung Innenstadt zu gehen. Dort treffen wir auch gleich auf die ersten Bedürftigen, die sich sehr freuen, uns zu sehen. Eine Frau bedankt sich tausend Mal bei uns, wünscht uns Gottes Segen und wiederholt immer wieder, was für wunderbare Menschen wir sind und wie cool sie unsere Arbeit findet.
Auf dem Weg durch die Stadt treffen wir immer wieder auf Bedürftige. Sobald jemand versorgt ist und wir weiterziehen, heißt es gleich „Da vorne sitzt wieder jemand“. So erreichen wir die Sparkasse, wo seit Jahren das gleiche Pärchen sitzt. Die Frau ist diesmal allein, aber überglücklich, denn sie will ihrem Freund einen Antrag machen. Freudestrahlend zeigt sie Bilder von einer Handtasche und erzählt von ihrem Kleid, was sie wohl, so wie alles, geliehen bekommt. Wir freuen uns mit ihr und versorgen sie währenddessen mit Kleidung und Lebensmitteln.
Als wir fast am Ende unserer Runde angekommen sind, entdecken wir eine reglose Person, die im Eingang einer Bäckerei liegt. Wir kommen näher und sehen, dass es sich um eine Frau handelt, die zudem unter ihrem Rock scheinbar nichts anhat. Erst später stellt sich heraus, dass die Unterwäsche zerrissen, die Person jedoch unversehrt ist. Manu geht zu ihr und versucht, sie zu wecken. Nach einigen Versuchen wird die Frau auch wach, ist aber völlig neben der Spur und orientierungslos. Sie erzählt, dass sie auf der Suche nach ihren Freunden sei und schon seit einigen Stunden alleine ist.
Sie ist wirklich verzweifelt und bejaht unsere Frage, ob wir die Polizei rufen sollen. Während Manu telefoniert und eine Polizeikraft auch die ganze Zeit in der Leitung bleibt, kommen zwei Männer dazu und geben sich als Freunde der Frau aus. Wir bleiben skeptisch – und das zu Recht, denn als die Männer mit ihr weggehen wollen, reißt sie sich los, kommt zurück zu uns und klammert sich an uns fest. Unsere inneren Alarmglocken schrillen laut. Die Männer sind nicht aggressiv, sondern tun eher freundlich, nach dem Motto: „Hey, alles gut, sie gehört zu uns!“. Dennoch ist uns die Situation weiterhin nicht geheuer und wir sind froh, als die Polizei eintrifft. Diese nimmt sich der Sache an und nachdem wir Bericht erstattet haben, dürfen wir auch gehen.
Die Hoffnung, dass es der Frau gut geht und sie jetzt unter wirklichen Freunden in Sicherheit ist, bestätigt sich zu unserer großen Erleichterung einige Tage später. Trotzdem bleibt dieses Erlebnis alles in allem eine sehr krasse Sache, auch wenn wir letztendlich nicht erfahren, was genau vorgefallen ist.
Zum Abschluss unserer Aktion suchen wir den Busbahnhof auf und versorgen dort eine größere Gruppe. Trotz des Erlebten sind wir gleich wieder voll fokussiert und kümmern uns um jede einzelne Person, die uns um Nahrung bittet, oder sich auch einfach nur ein Gespräch wünscht. Ein sehr erfolgreiches und intensives Licht der Hoffnung mit einem gut eingespielten Duo geht zu Ende.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.