Wir – das sind: Linda, Larissa, Anne, Nicole mit ihren beiden Kindern sowie Jens und Marcel – treffen uns am Samstagnachmittag an altbekannter Stelle im Parkhaus bei der Rotebühlstraße in Stuttgart, um den dort Konsumierenden und anderen Mittel- und Obdachlosen Aufmerksamkeit, Materialien wie Lebensmittel oder gebrauchte Kleidung und Zeit zu schenken. Wir ziehen mit unseren drei Bollerwagen Richtung Paulinenbrücke und verbringen dort wirklich viel Zeit. Es sind so tolle Begegnungen mit Menschen, wie zum Beispiel mit Martin. Er ist 62 Jahre alt und hat 19 Jahre auf der Straße gelebt. Jetzt hat er ein Dach über dem Kopf und ist sehr froh darüber. Er erzählt mir, dass seine Eltern vor neun Jahren gestorben sind – und ich merke, wie schwer es ihm fällt, darüber zu sprechen und wie seine Augen feucht werden. Als wir auf unsere Aktion zu sprechen kommen und ich ihm erzähle, dass heute – zeitgleich – auch in Dortmund eine Aktion von anderen Mitgliedern des B.O.S.C. durchgeführt wird, sagt er, dass er Dortmund-Fan ist. Und natürlich findet er es toll, was wir hier und in Dortmund (und allen anderen Städten, in denen wir die Lichter der Hoffnung entzünden) machen. Als ich später auf der Vereinsplattform von Martin erzähle, reagiert Henning sofort – und ein paar Tage später halte ich ein gespendetes BVB-Trikot in den Händen, mit der Bitte, es beim nächsten Mal Martin zu geben.
Nachdem wir alle Interessierten an der Paulinenbrücke versorgt haben, kündigen wir unseren nächsten Besuch im Dezember an – worüber sich der eine oder andere freut – und verabschieden uns von den Menschen dort. Doch bevor wir gehen, sehen wir noch den Mann, der uns beim letzten Mal so eindrücklich in Erinnerung geblieben ist: der Herr mit den verletzten Beinen und der schier grenzenlosen Verzweiflung darüber. Heute kann er uns sagen, dass er in zwei Wochen einen Termin beim Arzt hat. Und wir sind wirklich froh, das zu wissen und ihn hier noch einmal gesehen zu haben.
Als nächstes geht es zur Leonhardskirche. Dort treffen wir heute jedoch niemanden an, weshalb wir uns direkt auf den Weg zur Klett-Passage machen. Auf dem Weg von einem Ziel zum nächsten treffen wir immer wieder vereinzelt auf Bedürftige, die jedes Mal überrascht, erfreut und überaus dankbar für unsere Gaben sind. Denn wir geben bedingungslos. Alle bekommen das, was sie brauchen oder wollen – vorausgesetzt, wir haben es dabei. Und oft sind die Menschen, denen wir begegnen, bescheiden und schnell zufrieden.
Endlich in der Klett-Passage angekommen, können wir einer Frau ein Paar schicke Stiefel schenken. Sie versteht kaum Deutsch und es ist immer wieder erstaunlich, dass man sich trotzdem verständigen kann. Auf unserem weiteren Weg durch die Passage treffen wir immer wieder Menschen, die wir mit Kaffee oder Tee und einem Snack versorgen. Dann machen wir uns wieder auf den Rückweg – mitten durch die Königsstraße – zurück zu unseren Autos. Auch in der belebten Einkaufsstraße treffen wir immer wieder auf bedürftige Menschen, die sich über unsere Hilfe freuen. Manchmal werden wir von Passanten beobachtet, die ihren Einkaufswünschen nachgehen. Und manchmal bleiben sie stehen, sprechen mit uns über unsere Aktion und hinterlassen lobende Worte wie: „Tolle Aktion – macht weiter so“.
Pünktlich um 18.30 Uhr sind wir fertig und bereit für unser gemeinsames Abschlussritual: das gemeinsame Essen und der Austausch über das Erlebte, die Begegnungen, Gespräche und Geschichten, die wir heute hören durften. Zum Schluss verabschieden wir uns voneinander, wissend, dass wir uns in vier Wochen wiedersehen werden, um das Licht der Hoffnung wieder aufleuchten zu lassen.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.