Anfang Mai beginnt das Licht der Hoffnung in Stuttgart mit dem kurzfristigen Ausfall zweier Mitglieder. Also heißt es kurz vor der Abfahrt in die Schwabenmetropole umswitchen: heißes Wasser und Suppen bleiben gänzlich daheim, dafür sind mehr Apfelsaftschorlen und Wasser in Flaschen an Bord, sowie Vespertüten mit Milchbrötchen und Toast, Schokobrötchen, Schokolade, Ei, Scheiblettenkäse und Fischdosen, außerdem etwas Hundefutter. Hinzu kommen zehn Hygienebeutel für Männer und sieben für Frauen. All das passt hervorragend in einen Bollerwagen.

Nicht nur unsere fehlenden Mitglieder werden wir heute schmerzlich vermissen, sondern auch den Bollerwagen, den sie sonst mitbringen. Diesen nutzen wir in der Regel für Second-Hand-Kleidung. Zehn T-Shirts finden trotzdem noch in unserem kompakt gepackten Wagen Platz und so machen wir uns auf den Weg.

Pünktlich um 14 Uhr treffen Sizzi, Hacki und ich, Anne, im Parkhaus ein. Von einem freundlichen Ordnungshüter erfahren wir, dass heute einige Demonstrationen in der Stadt angemeldet sind. Wir wünschen ihm und seinen Leuten einen wenig stressigen Tag und viel Schatten, denn es ist heute echt heiß im Stuttgarter Kessel.

Wir machen uns direkt auf zur Paulinenbrücke, wo sich viele Bedürftige aufhalten. Es sind sehr viele neue Personen dort, die uns noch nicht kennen. Wir verteilen die T-Shirts sowie Vesper und Getränke – alles geht recht schnell. Für Gespräche bietet sich heute nur wenig Gelegenheit, da alle sehr mit sich selbst beschäftigt, bzw. mit den anderen ihrer Gruppe im Gespräch sind. Einer hat eine Box dabei und es läuft elektronische Musik. Es scheint so, als ob sie mit sich und ihrem Plätzchen dort recht zufrieden sind.

Bereits im Oktober lernten wir bei unserer Aktion einen Herrn kennen, dessen Bein in einem schlechten Zustand war. Er hatte starke Schmerzen und weinte. Heute treffen wir den Mann erneut. Er sieht deutlich besser aus als zuletzt und auch seinem Bein scheint sich gebessert zu haben, worüber wir uns sehr freuen.

Zuletzt wagen wir uns in die extrem volle Königstraße, treffen dort aber nur wenige Bedürftige an. 13 Vespertüten sind noch vorhanden, die hier freudige Abnehmer finden. Wir kommen dabei unter anderem mit einem jungen Mann ins Gespräch, der in der Königstraße sitzt und seine Musik hört. Wir versorgen ihn aus unserem Bollerwagen heraus und unterhalten uns über Jesus und die Kirche. Seine zwei Gebote sind „glaube“ und „liebe“! An seine Hoffnung, Wünsche und Träume zu glauben und die allumfassende Menschenliebe. Er beschenkt uns im Gegenzug für unseren Gaben mit positiver Energie. Wir reden noch eine Weile mit ihm und als wir uns verabschieden, nennt er uns wegen meiner blauen Haare die „blauen Engel Stuttgarts“. Ach, und die Onkelz, klar, die kennt er auch!

Das Frauchen von Nox treffen wir ebenfalls. Sie sitzt an altbekannter Stelle und grüßt freundlich die Zivilpolizisten, die an ihr vorbeigehen und freundlich zurückgrüßen. Heute trägt sie eine Weste von „Trott-war“, einer Stuttgarter Obdachlosenhilfe, die auch ein Straßenmagazin herausgibt. Sie erzählt, dass sie dort schon seit Längerem dabei sei. Sie suche einen Job, aber ansonsten ginge es ihr gut. Wie immer freut sie sich über unsere Zeit, das Gespräch und das Vesper, das wir für sie und Nox dabeihaben.

Nachdem wir die letzten Vespertüten an einen älteren Herrn am Eingang zur Klett-Passage ausgegeben haben, verabschieden wir uns voneinander. Gegen 17 Uhr kommen wir bereits wieder im ländlichen Idyll an und sind sehr froh, dem Großstadtgetümmel so schnell wieder entflohen zu sein, und noch dazu mit einer gelungenen Aktion, netten Gesprächen und etwas Zeit für- und miteinander.

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.