Ende April treffen wir uns endlich wieder zu einem Licht der Hoffnung in Essen. Schon am Morgen trudelt Benni mit seinem Sohn bei Wolle und mir, Nine, ein. Nach einem kurzen Snack und Kaffee packen wir Lunchpakete und kochen Wasser. In der Zwischenzeit hat sich auch Marc auf den Weg gemacht, so dass wir gegen 10 Uhr die Autos packen und nach Essen fahren können.
Gerade angekommen, erscheint auch schon der gut gelaunte Kevin mit Bollerwagen und Thermoskanne und unterstützt sofort beim Packen. Pünktlich um 11 Uhr können wir unsere Aktion dann starten. Mit hoher Motivation und guter Laune, aber auch einem Hauch Nervosität geht es in die Essener Innenstadt, denn unsere erste Anlaufstelle ist der Kennedyplatz. Im Vorfeld der Aktion wurde bekannt, dass eine „Gastro-Streife“ eingesetzt wird, um Bedürftige vom Platz und damit von der dort ansässigen Gastronomie zu vertreiben. Uns gehen viele Gedanken dazu durch den Kopf, ganz besonders die Frage, wie die Streife auf uns reagieren wird. Dazu kommt, dass wir schon lange nicht mehr in Essen unterwegs waren. Werden wir überhaupt auf Bedürftige treffen? Gibt es neue, uns noch unbekannte Treffpunkte?
Tatsächlich ist der Kennedyplatz für einen Samstag erstaunlich leer. Auch von der Gastro-Streife ist weit und breit nichts zu sehen. Gut so. Wir ziehen weiter durch die Innenstadt in Richtung Hauptbahnhof. Ein junger Mann sitzt mit seinem frierenden Hündchen am Straßenrand und freut sich über unsere Gaben an ihn und seinen Hund. Während wir die beiden versorgen, kommen weitere Bedürftige auf uns zu und nehmen unseren heißen Kaffee und die Lebensmittel gerne an. Ein junges Pärchen bleibt mir besonders in Erinnerung. Mitte 20, total druff und zugedröhnt. Die junge Frau friert sehr stark und ist unfassbar dankbar für ein Paar Handschuhe und einen dicken Schal, in den sie sich sofort einwickelt.
Während wir unsere Spenden verteilen, erhalten wir Zuspruch von einem Passanten. Gut gelaunt ziehen wir weiter zum Bahnhof. Dabei stellen wir fest, dass in der Fußgängerzone deutlich weniger Menschen anzutreffen sind als in der Vergangenheit. Dieses Bild zeigt sich zunächst auch am Bahnhof. Auf der Platte angekommen wundern wir uns, alles leer. Trotzdem stellen wir uns mit unseren Wagen auf und warten geduldig, ob es Interessenten für unser Angebot gibt. Und die gibt es! Schnell spricht sich herum, dass wir da sind, und es kommen immer mehr Menschen zu uns. Sie kommen nicht geballt, sondern eher einzeln, was uns die Möglichkeit gibt, neben der Ausgabe auch Gespräche mit den Menschen zu führen.
Eines dieser Gespräche geht Benni besonders unter die Haut. Ein Bedürftiger erkennt uns von einer unserer letzten Aktionen in Essen wieder. Er freut sich sehr uns zu sehen und hat uns dieser Tage sehr vermisst, da er die Zeit, die wir uns nehmen, um mit den Bedürftigen zu sprechen, sehr schätzt.
Überhaupt löst unsere Anwesenheit heute viel Freude aus, mehrfach hören wir von den Bedürftigen, unser Erscheinen sei „wie Weihnachten“. Nach knapp zwei Stunden sind unsere Wagen so gut wie leer. Auf dem Rückweg zum Parkhaus verteilen wir noch die letzten Reste in der Fußgängerzone.
Im Parkhaus angekommen verstauen wir alles wieder in den Autos und verabschieden uns von Marc, bevor wir guter Dinge zu unserer nächsten Aktion am heutigen Tag aufbrechen.
Vor allem die Gespräche heute sind es, die uns in unserem Tun noch weiter bestärken. Wir sehen, wie glücklich wir die Menschen für einen Moment machen können und das gibt uns den Antrieb, auch weitere Aktionen zu planen.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.