Mit mehr als nur einer Handvoll hilfsbereiter Menschen starten wir, das sind Manuela, Chris, Micha, Andreas, Nadine, Henning und ich, Günni, vollbepackt unser Licht der Hoffnung Ende Juli in Köln. Wir laufen unsere Standardroute ab und treffen einige uns bereits bekannte Gesichter, die wir versorgen können. Auch erhalten wir wieder einiges an positivem Feedback von vorbeigehenden Dritten.

Als wir beispielweise dem auf den Treppenstufen vor dem Dom schlafenden Obdachlosen etwas zu Essen und Trinken hinlegen, kommen zwei ältere Damen mit einem „Ganz toll, was ihr da macht!“ an uns vorbei. Genauso das Pärchen in der Hohen Straße, das stehen bleibt und sich nach unserer Aktion erkundigt.

Auf dem Rückweg steuern wir ein uns bekanntes Obdachlosenzentrum an. Eigentlich war ein Besuch am Hauptbahnhof geplant, aber hier werden wir ziemlich schnell leer, jedoch ohne das Gefühl zu haben, überrannt zu werden. So viele Leute haben wir hier noch nie erlebt. Dennoch sind alle diszipliniert, niemand greift in den Bollerwagen oder fordert, wir werden teilweise mit „Sie“ angesprochen, und die Dankbarkeit ist mehr als spürbar. Dieses „Danke, dass ihr da seid, und wenn ihr nichts mehr habt, ist es auch nicht schlimm, immerhin denkt ihr an uns“ ist für uns ein enorm wichtiges Feedback.

Ein noch relativ junger Mann freut sich unfassbar über das „W“-Shirt, das Henning ihm gibt, und sagt zu mir: „Wie geil, ich bin seit so vielen Jahren Onkelz-Fan, und jetzt hab ich ein Shirt vom Weidner… guck mal, ich hab richtig Gänsehaut!“

Positiv verstörend sind heute zwei völlig unabhängige Begegnungen:

Tony ist ein durchgeknallter, schriller, bunter Vogel, der einen Einkaufswagen an sich gebunden hat, wie Surfer ihr Brett am Bein, um ihn nicht zu verlieren. Er betreibt ein SM-Studio in Köln-Ossendorf. Er hat zwar keine Wohnung mehr, aber das Studio hat er behalten. Er singt den Obdachlosen vor, um sie zu unterhalten. Extra für uns intoniert er Bob Dylan’s „Knockin‘ on Heaven’s Door“.

Den zweiten außergewöhnlichen Zeitgenossen treffen wir in einer Unterführung an und wieder einmal reichen drei Wörter von mir aus, um als Ausländer erkannt zu werden. Nachdem sein Rateversuch mit „Schweiz“ katastrophal daneben geht (ich bin Österreicher), kommen wir aber gut ins Gespräch. Der Mann ist völlig klar im Kopf. Ohne ihn zu sehen, käme niemand auf die Idee, dass er unter einer Brücke lebt.

Dies zeigt uns wieder einmal, dass die Lebensumstände oder das Äußere eines Menschen absolut nichts mit seinem Verstand zu tun haben müssen. Das gilt in die eine wie in die andere Richtung. Und dass viele Bedürftige gerne erzählen und einfach nur gehört werden wollen.

Diese Momente und die vielen guten Gespräche machen etwas mit einem und geben immer wieder das Gefühl, dass das, was wir machen, genau richtig ist – erst recht zusammen mit einem tollen Team, in dem man sich aufeinander verlassen kann.

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.