Nürnberg ist insbesondere in der Weihnachtszeit bekannt für seinen Christkindlesmarkt, Glühwein und Lebkuchen. Dass das oft zitierte „Fest der Liebe“ allerdings nicht für alle besinnlich und hoffnungsvoll ist, sehen wir, Markus, Matthias und Tony, als wir kurz vor Weihnachten das Licht der Hoffnung nach gut einem Jahr wieder einmal in die Frankenmetropole bringen.

Um 14:30 Uhr treffen wir uns im Parkhaus direkt am Hauptbahnhof. Wir drei begegnen uns dabei zum ersten Mal. Dennoch ist kein großes Beschnuppern notwendig und man ist sofort auf einer Wellenlänge, „wir kennen uns nicht, doch wir sind uns vertraut“ – La Familia eben. Kurze Abstimmung, Sachen einpacken und schon starten wir unsere Tour. Im Gepäck haben wir heute Nahrungsmittel, zwei Thermoskannen mit heißem Wasser, einiges an warmer Kleidung und ein paar Hygieneartikel.

Bereits im Untergeschoss des Hauptbahnhofes werden wir direkt fündig: Ein junges Paar fristet dort sein Dasein und beide sind sehr dankbar für heiße Terrinen, ein wenig Obst, Wasser und je einen kleinen Schokonikolaus am Stiel. Noch während wir die beiden versorgen, erscheint die Polizei, bittet sie, aufzuessen und sich anschließend aus dem Bahnhofsareal zu entfernen. Währenddessen läuft ein älterer Mann mit Gehwagen an den Beamten vorbei und beschwert sich über deren Maßnahme. Mit etwas Nahrung können wir ihn beschwichtigen. Offenbar kommen wir gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da am Bahnhof nur vereinzelt Bedürftige anzutreffen sind. Und durch den Einsatz der beiden Uniformierten, den wir miterleben konnten, haben wir auch eine Vermutung, weshalb so wenig Leute anzutreffen sind.

Wir ziehen weiter gen Innenstadt. In Richtung Lorenzkirche treffen wir auf zwei drei- bis vierköpfige Gruppen von Bedürftigen. Diese zeigen sich ebenfalls sehr dankbar für unsere Unterstützung. Auf der weiteren Strecke sehen wir dann zwar immer mehr Menschen, die auf dem Weg vom oder zum Christkindlesmarkt sind, jedoch sind zunehmend weniger Personen unserer Zielgruppe darunter. Nur vereinzelt können wir dem einen oder der anderen etwas Gutes tun. Auch auf Nachfrage, wo wir denn noch andere Hilfsbedürftige antreffen können, weiß niemand Rat, denn die meisten sind für sich und allein unterwegs.

Unsere Tour führt uns deshalb zurück zum Hauptbahnhof. Auch hier im Bahnhofsbereich, auf seinem Vorplatz und den Nebenstraßen sowie am Südausgang, wo früher die Junkie-Szene anzutreffen war, finden wir heute niemanden vor. Auf unserem Rückweg sehen wir, dass das junge Pärchen vom Beginn unserer Tour seinen Platz noch nicht geräumt hat. Wir beschließen daher, den beiden sowie einem hinzugestoßenen Dritten etwas Kleidung sowie eine Packung Toast zu geben und die noch übriggebliebenen Packungen Toast, Scheiblettenkäse, Wurst und warme Kleidung der Bahnhofsmission zu spenden. Dort werden unsere Sachen sehr gerne angenommen und man gibt uns den Tipp, beim nächsten Mal später loszuziehen, da die Mission nach dem Abendessen um 18:00 Uhr schließt. So hätten wir dann die Möglichkeit, Personen zu versorgen, die es nicht mehr rechtzeitig zur Bahnhofsmission geschafft haben.

Unser Fazit der Aktion ist dennoch, dass es sich stets lohnt, die Augen offen zu halten und nach denjenigen zu schauen, denen es gerade nicht so gut geht – auch wenn das heute nicht sehr viele waren, die wir finden konnten.

Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.