Oh du Fröhliche oder: Der Wahnsinn der Stuttgarter Innenstadt getoppt in der Vorweihnachtszeit!
 
Linda, Larissa, Thorsten, Marcel, Jens, David und ich, Anne, möchten nochmals kurz vor Weihnachten das Licht der Hoffnung an den bisher bekannten Hotspots erstrahlen lassen.
 
Doch an diesem Samstag ist in Stuttgart die Hölle los: Weihnachtsmarkt, Pro-Palästina-Demonstration, Hundertschaften der Polizei, Einkaufswütige – aber auch: Mittellose und Unscheinbare, die niemand sieht oder sehen will.
 
Treffpunkt ist wie immer das Parkhaus am Jobstweg. Normalerweise gibt es dort viele freie Parkplätze, so dass wir nebeneinander parken können. Doch heute stehen die Autos der Mitglieder verstreut auf dem Parkdeck. Das lässt schon Böses ahnen. Zur Feier des Tages gibt es kleine Geschenke – eine Spende von Mitglied Chris aus Duisburg. Mit zwei Bollerwagen voller Kleiderspenden, Hygieneartikeln und Lebensmitteln machen wir uns auf den Weg zur Paulinenbrücke. Dort trifft sich die Drogenszene.
 
Hier wartet schon eine ältere – drogenfreie – Person auf uns. Wir hatten ihr beim letzten Mal den nächsten Termin und die ungefähre Uhrzeit mitgeteilt. Sie freut sich, uns zu sehen, nimmt gerne einen Kaffee und eine Suppe an und geht mit Linda die Kleidungsstücke durch. Heute können wir einige Menschen mit Mützen und Handschuhen beglücken. Wir unterhalten uns viel mit den Leuten und bleiben eine ganze Weile dort unter der Brücke. Ich spreche mit Frank. Er erzählt mir seine Geschichte. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Wir werden Frank an diesem Tag noch öfter begegnen.
 
Irgendwann gehen wir weiter in Richtung Königstraße. Doch bevor wir den Schlossplatz erreichen, suchen wir uns einen anderen Weg zur Klett-Passage am Hauptbahnhof. Die Straßen sind verstopft, dazu kommen Einsatzkräfte und Teilnehmerinnen und Teilnehmer der bevorstehenden Demonstration.
 
Ich spreche mit einem freundlichen Polizisten, der mir einen alternativen Weg zum Bahnhof erklärt. Also ziehen wir weiter und biegen erst kurz vor der Unterführung zur Klett-Passage wieder in die Königstraße ein. Dort treffen wir Conny mit ihrem Hund Knox. Sie ist gerade am Zusammenpacken ihrer Sachen – sie bemalt Steine und bietet diese dort feil. David kümmert sich gleich um Knox – gibt ihm Leckerlis und streichelt ihn. Larissa redet mit Conny. Wir freuen uns alle, sie zu sehen, denn die letzten beiden Male haben wir sie nicht getroffen. Sie freut sich über unsere Mitbringsel und schenkt uns zum Dank ein paar ihrer bemalten Steine.
 
Während Larissa, Nila und David sich noch weiter mit Conny unterhalten, gehen Jens, Thorsten, Marcel und ich hinunter in die Klett-Passage. Es ist schon 17 Uhr und die Bollerwagen sind nicht mehr ganz so üppig bestückt. Die wenigen Personen, die wir treffen, können wir jedoch gut versorgen. Da sind zum Beispiel drei ältere Herren, die uns aufheitern, weil sie trotz ihrer ärmlichen finanziellen Situation so viel Lebensfreude haben. Sie freuen sich sehr über die Geschenke.
 
Ein paar Schritte weiter treffen wir erneut auf Frank. Auch hier quatschen wir mit ihm. Er weist uns den Weg zum Rewe, der wohl auch ein bekannter Treffpunkt ist. Wir beschließen, die drei anderen Mitglieder einzusammeln und dann noch einen Abstecher zum Rewe zu machen.
 
Es ist bereits 17:40 Uhr als wir dort eintreffen. Zwei Onkelz-Fans sind da. Sie reden mit Frank, dem wir nun zum dritten Mal begegnen. Er hat seine Freunde bereits informiert, dass wir auf dem Weg zu diesem Treffpunkt sind. Auch hier können wir die Anwesenden noch mit Kaffee, Suppe und Kleidung versorgen. Linda verschenkt ihre Nikolausmütze. Dann gibt es ein Rollenspiel der lustigen Art: „Warst du denn auch immer brav?“… er und sein Kumpel bringen uns mit ihrer Showeinlage zum Lachen.
 
Zum Abschluss trällern sie noch den einen oder anderen Onkelz-Song und wir verteilen unsere letzten Geschenke, über die sich die vier Bedürftigen riesig freuen.
 
Wir kündigen unseren nächsten Besuch im Januar an und machen uns auf den Weg zum Parkhaus. Dort verstauen wir unsere Sachen im Auto und gehen dann noch gemeinsam eine Kleinigkeit essen.
 
Dieses Abschlussritual hat sich fest etabliert und ist zu einem wichtigen Bestandteil geworden, denn dabei besprechen wir nochmals gemeinsam die Aktion, reden über das, was uns bewegt hat und können so den Tag gut ausklingen lassen.
 
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder gar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.