Etwas verspätet beginnen wir Ende Dezember unsere Licht der Hoffnung Aktion mit vier vollgepackten Bollerwagen direkt im Bahnhof in Wuppertal. Neben den bereits routinierten Mitgliedern Henning, Tom Micha und mir, Christine, sind heute auch Annika und Marco zum ersten Mal dabei und fügen sich nahtlos ein, als wenn sie schon lange mit uns unterwegs wären. Noch während wir unsere Gaben zusammenstellen, kommt eine Frau zielsicher direkt auf uns zu. Sie wird mit Second-Hand komplett eingekleidet. Auch Obst, eine Terrine sowie Kaffee nimmt sie gerne an und ist sehr dankbar für die Versorgung. Dies lockt auch einige Männer an, die offensichtlich ebenfalls großen Bedarf haben und von uns umfangreich versorgt werden. Einer von ihnen, welcher sich als langjähriger Onkelzfan herausstellt, freut sich riesig über einen Satz Merchandise. Parallel dazu suchen wir für einen weiteren Bedürftigen die Nummer der Notschlafstelle heraus. Die Bahnhofsmission ist derzeit leider eine schlechte Idee, denn sie hat Betriebsferien. Sicherlich müssen auch die dortigen Angestellten einmal ihre Akkus aufladen. Dass man jedoch überhaupt kein Personal stellen kann, zeigt wieder, wie wichtig es ist, dass wir oder auch andere Institutionen direkt auf der Straße helfen.
Als wir weiterziehen wollen, fällt Annika ein Jugendlicher auf, der zunächst traurig und planlos an unseren Wagen gestanden, aber nichts gesagt hat, und winkt ihn heran. Er ist erst 14 Jahre jung. Während der Versorgung erzählt er, dass er sehr liebe Eltern hat, sich jedoch durch Aufenthalte in ständig wechselnden Einrichtungen von ihnen räumlich und emotional entfernt hat. Diese Geschichte berührt uns sehr und beschäftigt uns noch immer.
Auf dem Bahnhofsvorplatz treffen wir auf weitere bedürftige Männer, die wir mit Kleidung, warmen Getränken und Lebensmitteln nach Wunsch und Bedarf versorgen können. Auch über die Zeit, die wir mit ihnen in Gesprächen verbringen, sind sie mehr als dankbar. Einer der Männer zeigt mir seine Post, die er regelmäßig bei der Diakonie abholt. Sogar einige Onkelz-Songs werden angestimmt, so dass unser Merch hier gut aufgehoben ist.
Weiter geht es zu einem Hotspot. Auch dort freuen sich viele Menschen über die Versorgung, die diesmal, nicht zuletzt durch eine großzügige und ideenreiche Spende von Annika und Marco, äußerst vielseitig ist. Eine Frau im Rollstuhl verweilt lange bei uns. Sie ist stark abgemagert und hat wirklich großen Hunger. Sie freut sich unendlich über etwas Nahrung und ist sehr offen im Gespräch. Ein weiterer junger Mann ist stark alkoholisiert und weiß nicht, in welcher Stadt er gerade ist. Er hat massive Stimmungsschwankungen, die von einem Extrem ins andere fallen. Als wir zum Ende unserer Aktion ins Parkhaus gehen, um die Bollerwagen zu verstauen, schließt er sich uns unaufgefordert an. Hier müssen wir ihn etwas energischer darauf hinweisen, dass er nicht mitfahren darf.
Da das heutige Licht der Hoffnung länger gedauert hat als gedacht, ist unser Stammimbiss bereits geschlossen und wir kehren für unserer Abschlussessen in einen anderen ein, denn wir wollen die Tradition nicht brechen. Dank Annika und Marco haben wir noch einige Lebensmittel und Obst übrig. Diese bringen wir nach Rücksprache noch in einer uns bestens bekannten Obdachlosenunterkunft im östlichen Ruhrgebiet vorbei.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.