Aus den gewohnten Bahnen raus – das nehmen wir uns direkt für den ersten Tag des neuen Jahres vor und experimentieren in Kaiserslautern mit dem ersten Licht der Hoffnung in Rheinland-Pfalz. Hacki und ich fahren also nach Kaiserslautern, um dort etwas Hoffnung und ein paar Winterjacken sowie Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen. Am Parkhaus nahe dem Hauptbahnhof präparieren wir unseren Bollerwagen und gehen dann in Richtung Bahnhofsvorplatz.
Dort treffen wir auf einen Mann, der – gegen den Wind kämpfend – versucht, sich eine Zigarette zu drehen. Er ist total überrascht, als wir ihn fragen, ob er denn eine Kleinigkeit zu essen braucht, einen Kaffee oder eine Mütze haben möchte. Er ist etwas irritiert und nimmt aber doch dankend an, was wir ihm reichen. Etwas verstohlen schaut er rüber zum Polizeiauto, das nahe dem Hauptbahnhof parkt – wie sich später rausstellt, ist dort die Wache der Bundespolizei – und als wir ihn fragen, wo wir denn andere finden könnten, denen wir ebenfalls eine Freude bereiten können, nennt er uns verschiedene Plätze der Stadt. Diese werden wir dann auch nach und nach abklappern. Jedoch erfahren wir etwas später von einem Herrn, dass die Polizei kürzlich den Bahnhof und angrenzende Straßen „geräumt“ hat und dass es nun ein paar Tage dauern wird, bis die Leute wieder zurückkommen.
Unser Weg führt uns als nächstes in die Logenstraße, direkt in Bahnhofsnähe. Dort befindet sich eine Einrichtung, in der Obdachlose versorgt werden. Hier treffen wir auf zwei Personen, die ebenfalls sehr überrascht auf unser Angebot eines Kaffees und eines Essenspakets reagieren. Wir erzählen ein bisschen und ernten ein herzliches Danke, bevor wir weiterziehen.
Ich schaue mir Kaiserslautern an, den Müll, der in den Straßen liegt – und dabei handelt es sich nicht bloß um die Reste der Silvesternacht. Alles in allem macht die Stadt einen vernachlässigten Eindruck auf mich. An verschiedenen Stellen der Stadt treffen wir auf einzelne Bedürftige und so verteilen wir unsere Güter. Andere Menschen, die nicht zur unserer Zielgruppe gehören, werfen uns Blicke zu, die schwer zu deuten sind. In unseren grünen B.O.S.C.-Westen sehen wir evtl. „wie Zivilbullen oder Streetworker“ aus, so zumindest wurde es mir mal in Stuttgart bei einer Aktion gesagt. Hier höre ich irgendwann, „dass wir vermutlich die Stadt aufräumen“ – nein, bestimmt sind wir kein Räumkommando und auch kein Putztrupp.
Nachdem wir durch die Innenstadt, beim Marienheim vorbei, einmal um das Rathaus herum und dann wieder durch die Innenstadt in Richtung Bahnhof marschieren, treffen wir auf Yvonne. Sie kommt noch spontan in Lautern vorbei, in der Hoffnung, dass wir noch am Verteilen sind. Und kurz darauf packt sie auch schon tatkräftig mit an, als wir wieder auf ein Paar stoßen, das wir mit Heißgetränken und Lebensmitteln versorgen können.
Am Ende unserer Aktion ziehen wir das Fazit, dass es die Stadt bzw. die Mittellosen dieser Stadt bitter nötig hat, etwas Hoffnung und Nächstenliebe zu erfahren. Die Freude und Überraschung in den Augen der Leute, die wir beschenken durften, war so echt – ein unbeschreibliches Gefühl. Deshalb nehmen wir drei uns fest vor, bei nächster Gelegenheit wieder eine Aktion in der Stadt zu machen und hoffen sehr, dass sich regionale Mitglieder mit anschließen.
Wenn auch Du Lust hast, eine solche Aktion zu unterstützen oder sogar selbst zu planen und durchzuführen, melde Dich unter https://mein.bosc.de an.